How To: Hermetosphäre

Nachdem ich auf twitter und instagram meine neugestaltete Hermetosphäre präsentiert habe, bekam ich einige Anfragen, wie das genau funktioniert, was man beachten muss und ob ich nicht einen Blogbeitrag dazu schreiben könne.

Na klar kann ich!

Kleiner Disclaimer vorweg: Ich bin in dem Thema selbst kein Profi und mein Wissen basiert auf ein bisschen Erfahrung mit einer einzigen Hermetosphäre, ein bisschen mehr Wissen um Pflanzen im Allgemeinen und Infos, die ich im Laufe der Zeit in einer facebook-Gruppe zu dieser Unterart der Flaschengärten gesammelt habe.

Das hier war mein erster Versuch, der am Ende ca. vier Jahre gehalten hat. Das erste Bild entstand Ende März 2016, die anderen beiden dann im Juli 2017.
Dieses Jahr habe ich den Inhalt dann zu Grabe tragen müssen … 🙈

Ich denke, der plötzliche Tod ist auf zu hohe Luftfeuchtigkeit oder zu viel Dünger zurückzuführen, deshalb – macht den Fehler nicht auch (ich hab’s doch nur gut gemeint…).

Weiterer Hinweis: Ich verlinke euch alle Shops und Artikel, die ich selbst benutzt habe, werde aber ganz frech den ein oder anderen Ref-Link einschmuggeln, wo möglich. Das kostet euch nichts extra, aber solltet ihr am Ende wirklich ein Produkt darüber bestellen, bekomme ich immerhin 20 ct für die Kaffee-, bzw. Hundeleckerli-Kasse. 😊

Okay, lange genug geschwafelt, let’s go.

Das braucht ihr

  • Ein verschließbares Glas,
  • Substrat,
  • eine (oder mehrere) Pflanzen,
  • optional: Deko-Elemente, bspw. Holz.

Ja, das wars, it’s as easy as that, was die Grundausstattung angeht. Der Teufel steckt wie immer im Detail, deshalb führe ich das etwas näher aus.

Glas

Am besten eignet sich ein Bügelverschlussglas, deutlich cooler sehen natürlich Retro-Gläser wie bspw. Weinballons aus. Erstere gibt es auf jeden Fall beim großen A, inzwischen auch bei Ikea, manchmal auch als Aktionsware bei Läden wie Tedi, Nanu Nana & Co.

Weinballons, Apothekergläser oder auch große Bonbonieren, findet man oft auf Flohmärkten, in jedem Fall auf Plattformen wie ebay Kleinanzeigen. Bedenkt dabei, dass die zwar schöner aussehen, aber (durch die winzige Öffnung), sehr schwer zu befüllen sind.

Das hier ist ein 4-L-Glas, für das ich mich damals entschieden habe:

Im Prinzip geht alles, was sich luftdicht verschließen lässt – zur Not auch eine leere True-Fruits-Flasche oder eine verkorkte Flasche, die man mithilfe von Silikon abdichten kann.

Substrat

Das wohl am häufigsten verwendete Substrat ist Lavagranulat (das hab auch ich verwendet). Update: gröberes Lavagranulat gibt es als „Lavamulch“ auch im örtlichen Baumarkt in sehr viel günstiger im 20-L-Sack.
Aber auch Blähton oder Vermiculite sollten funktionieren.
Heute würde ich wohl einfach das nehmen, was eh schon im Haus ist – es sollte ein nährstoffarmes, durchlässiges und vor allem anorganisches Substrat sein. Das bietet die Vorteile, dass nichts verrotten kann und dass die Pflanzen, bedingt durch den geringen Nährstoffgehalt, sehr langsam wachsen.

Pflanzen

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Die passenden Pflanzen ist wohl das komplexeste Thema, bei dem sich die Geister teilweise scheiden, selbst unter den Pflanzen selbst. Der Lebensraum ist sehr extrem und die Pflanzen ändern eine wichtige Eigenschaft – sie verlieren ihre schützende Wachsschicht, da sie schlicht nicht mehr benötigt wird. Abgestorbene Blätter sind durchsichtig wie Pergament.

Was in jedem Fall gut funktioniert, sind Wasserpflanzen, da die die extrem hohe „Luftfeuchtigkeit“ von Haus aus präferieren. Meine erste Pflanze, wie oben in den Bildern zu sehen, war eine Anubias barteri, die (fast schon zu) prächtig wuchs und auch schöne Blüten getrieben hat.

Aber auch „normale“ Zimmerpflanzen eignen sich wohl oft, viele davon, die die versierte Pflanzenmuddi eh schon daheim hat. Da fehlt mir allerdings die Langzeit-Expertise.
Einige Sorten, die nun in der neuen Hermetosphäre leben, hatte ich lange im Terrarium stehen, in dem die Bedingungen ja relativ ähnlich sind. Daher empfehle ich, darauf und auf etwas Recherche und Feedback aus besagter Facebook-Gruppe basierend:

  • Fittonia Verschaffeltii – z. B. hier oder hier
  • Farn (Nephrolepis) – z. B. hier oder hier
  • Asparagus Fern – z. B. hier
  • Ficus Benjamina – Ableger bei eurer Muddi klauen
  • Macodes Petola – z. B. hier
  • Südseepalme (Biophytum) – z. B. hier
  • Begonien
  • Bromelien
  • Dieffenbachia
  • diverse Moose (habe meines hier gekauft)
  • wohl auch Orchideen

Quasi alle Sorten kann man in diversen Online-Shops günstig beziehen, sich Ableger davon bei Mama oder Freunden mit Pflanzen organisieren oder aber mit Glück in der Garten-Ecke des örtlichen Baumarkts finden. Unser OBI hat bspw. immer mal wieder „Mini-Pflanzen“ für wenige Euro im Angebot.

In meiner neu bepflanzten Version habe ich nun lauter Pflanzen verwendet, die hier eh irgendwie rumstanden. Es lief raus auf Farn, eine Fittonia, ein Dickblatt (Ikea) und Moos. Gebettet auf Lavagranulat und etwas Seramis.

Holz

Beim Holz ist es wichtig, dass es Feuchtigkeit gut verträgt, ohne zu schimmeln. Auch hier bietet sich also Material aus dem Aquascaping-Bereich an. Ich habe meine Wurzel mit dem fancy Namen „Flussholz Driftwood“ damals bei Aquasabi bestellt, aktuell sind allerdings alle Wurzeln ausverkauft.
Heute habe ich testweise (alles für euch!*) ein 1-kg-Netz mit Wurzeln hier bestellt, wie die sich in der Hermetosphäre machen, kann ich euch hoffentlich bald sagen – die sind nämlich mengenmäßig deutlich günstiger.
(*ein Freund möchte, dass ich ihm ein Glas baue…)

Zusammenbau

  1. Substrat auswaschen, bis keine Krümmel und Staub mehr zu sehen sind,
  2. Glas auswaschen, ggf. Holz (oder sonstige Deko) abspülen,
  3. alles mit kochendem Wasser auf-/übergießen und einige Minuten stehen lassen.

Manche sagen, abkochen sei überflüssig, ich mache es aber trotzdem, da ich Pilze, Schimmel oder sonstigen Schmodder gerne soweit wie möglich vermeiden möchte.

4. Ca. drei Fingerbreit sauberes (und noch feuchtes) Substrat ins Glas füllen,
5. Holz darin platzieren, Pflanzen drumerhum drapieren, ggf. ganz leicht und vorsichtig andrücken.

Am besten mit den größeren Pflanzen beginnen und die Lücken dann mit kleineren und/oder Moos auffüllen. Moos kann ganz zum Schluss einfach lose aufgelegt werden. Eine (lange) Pinzette und ein Löffel können hier helfen.

6. Einen halben bis ganzen Fingerbreit Substrat auffüllen und darauf achten, dass die Wurzeln damit bedeckt werden.
7. Fertig!

Das Substrat sollte gut feucht sein, es sollte sich allerdings keine Pfütze auf dem Glasboden bilden. Ein bisschen beschlagenes Glas ist okay, ein patschnasses, an dem Wasser runterläuft, wird wohl eher zum Tod führen.
Nach der Bepflanzung kann man die Glaswände von innen mit einem Stück Küchenpapier sauber wischen und überflüssiges Wasser kann damit aus der Hermetosphäre gezogen werden.


Anfangs würde ich das Glas noch im Auge behalten und ggf. ab und an lüften oder mit einer Sprühflasche nachbefeuchten, bis sich die richtige Luftfeuchtigkeit eingependelt hat. Guter Ratgeber ist da auch die Nase – wenn man das Glas öffnet und es leicht erdig und feucht riecht, ist das gut – wenn es irgendwie streng riecht … zu nass.

Standort

Der richtige Standort ist halbschattig bis hell, auf keinen Fall aber direkte Sonne, da sich sonst im Glas zu viel Wärme entwickelt. In meinem Fall sind alle Pflanzen Schattengewächse oder Bodendecker; die Hermetosphäre kann also auch relativ dunkel stehen, ohne dass die Pflanzen darunter leiden.

Ca. einmal im Jahr kann man die Hermetosphäre öffnen, abgestorbene Blätter mit Hilfe der Pinzette entfernen und das Glas von innen sauber wischen. Sollten die Pflanzen zu sehr wuchern, kann man sie im Zuge dessen auch kürzen. Das ist aber optional und dient eigentlich nur der Optik.

Einige Hermetosphärenbesitzer geben auch kleine Lebewesen, wie bspw. weiße Asseln oder tropische Springschwänze mit ins Glas, die abgestorbenes Material futtern und verwerten und außerdem Schimmelbildung vorbeugen sollen. Füttern muss man sie nicht und die Populationsgröße passt sich wohl den Gegebenheiten an. Damit habe ich allerdings (bisher) keinerlei Erfahrung.

Man merkt also – man kann daraus eine Wissenschaft für sich machen und ich empfehle jedem, auch die hilfreichen Beiträge im Blog von Ulf Soltau zu lesen. Man kann es sich aber auch einfach machen – wie ich – und ein bisschen Kram in ein Glas werfen und that’s it.
Viel Spaß beim Nachbauen und schickt mir Fotos von euren fertigen Hermetosphären! 😁